Abschlussbericht Nähseminar Amrum 21.02.-27.02.2022
Zum ersten Mal durfte ich in den wirklich großzügigen Räumen des Honigparadies (Schullandheim) auf Amrum ein Nähseminar abhalten. Der zur Verfügung gestellte Raum war genial, weil zum einen die Hygieneregeln große Abstände zueinander vorschrieben, zum anderen konnten die recht großen Stoffbahnen der Amrumer Trachten großzügig verteilt und ausgemessen werden.
Es waren fleißige, interessierte und gleichzeitig begeisterungsfähige zwölf Teilnehmer abwechseln anwesend.
Hauptthema war das Ausmessen und Nähen des Peis, dem Trägerrock der Tracht.
Zu Beginn hat jeder Teilnehmer aus seiner eigenen Schrittzeichnung für den Oberkörper die Änderungen zum traditionellen Pei vorgenommen. Rückenabnäher und Lage des Faltenbretts wurden ausgemessen. Daraus wurde dann ein Probestück angefertigt. Wenn dieses passte konnte der eigentliche kostbare Stoff zerschnitten werden. Die drei Rockbahnen wurden zusammengenäht, mit Taschen versehen und zu etwa 2/3 des Stoffes im Rücken gereiht. Dieses Faltenbrett muss dann ganz fest an Paspel und Oberkörper mit der Hand angenäht werden. Mittig im vorderen Bereich wird noch die Peiöffnung gefertigt und 1/3 der Rockbahnen neben dieser Peiöffnung beidseitig in 3 bis 4 Falten gelegt. Im unteren Bereich muss die Länge des Rocks abgesteckt und umgenäht werden. Zum Abschluss folgen noch Borten und Bänder, sowie Haken und Ösen zum Schließen des Peis.
Voller Begeisterung drehten die Peiträgerinnen sich im Kreis und jauchzten voller Stolz über ihr eigenes Stück. Es war eine Freude das mit anzuschauen. Ein historischer Pei wurde ebenfalls genäht.
Andere Teilnehmer hatten sich als Nähprojekt Stoff für eine Schürze mitgebracht. Diese wurde in Kellerfalten gesteckt und mit einem Bund versehen.
Ebenfalls wurden Halstücher genäht oder repariert, Kopftücher neu genäht und auch sogar von einer Teilnehmerin das Muster eines Samtrahmens neu gezeichnet und in vielen Stunden aufgestickt. Dies ist eine sehr aufwendige und mühsame Arbeit und benötigt viel Fingergeschick und vor allem Geduld.
Eine Teilnehmerin hatte ihr Sliawenschnittmuster aus einem vergangenen Kurs mitgebracht und sich in viel Kleinarbeit und Faltenlegen für die Puffe das erste eigene Paar Sliawen genäht.
Eine andere hat sich zur Historischen Tracht Arme ohne Puffe (krüm sliawen) gefertigt.
Während einige Teilnehmer schon bei früheren Kursen dabei waren, hatten andere das erste Mal Kontakt mit Nadel und Faden.
Trotzdem hatte jeder ein für sich passendes Nähprojekt gefunden.
Ein kleines Highlight finde ich war auch das Nähen und Besticken einer Hüüv, das Zeichen einer verheirateten Frau. Hier sollte nicht nur die halbmondförmige rote Form eingefasst werden, sondern auch ein Muster aufgestickt und mit vielen Perlen bestickt werden.
Für alle Teilnehmer und ebenfalls für mich war die Woche ein toller Erfolg.
gez. Kerstin Christiansen, Kursleiterin
Hier noch ein Link zum Presseartikel:
https://www.amrum-news.de/2022/02/28/naehen-im-zeichen-der-tradition/
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TRACHTENTÄNZER DES NORDFRIESISCHEN VEREINS BEGEISTERN IN MOLFSEE
Am 10.06.2018 veranstaltete der Schleswig-Holsteinische Heimatbund
auf dem Gelände des Freilichtmuseums Molfsee den ersten Tag der Schleswig-Holsteiner.
Einer der Schwerpunkte der Veranstaltung waren die über 300 Trachtentänzer und-tänzerinnen.
Der Nordfriesische Verein e. V. stellte über 200 Tänzer/innen und brachte 110 davon
mit 2 selbst organisierten Bussen für einen sehr günstigen Preis zum Ort des Geschehens..
So konnten Teilnehmer aus Amrum, Midlum, Oevenum, Wyk, Sylt, Wiedingharde, Schwabstedt,
Bredstedt, Langenhorn, Eiderstedt, Husum und Drelsdorf begrüßt werden und auch die
Tänzer aus Stapelholm und Büsum, welche Mitglieder im Nordfriesischen Verein sind, waren
zahlreich vertreten. Die Vorsitzende des Nordfriesischen Vereins, Gudrun Fuchs, nahm mit Tochter
und Enkelin ebenfalls aktiv teil.
Die Trachtentänzer konnten die Zuschauer mit Ihrem Können und der Pracht ihrer Trachten restlos
begeistern. Auch das Wetter spielte in den letzten Stunden der Veranstaltung mit und trug seinen
Teil zum Gelingen der Veranstaltung bei.
Jörgen Vilsmaier-Nissen, Geschäftsführer

Eine lebendige Tracht, die heute noch immer auf Föhr zum Einsatz kommt tragen (von links) Anette Hansen, Ilke Engeland , Rike Fuchs, Maike Godbersen und Christine Schmidt. Die Föhrer Friesentracht ist eine Festtrachtdie sich seit 100 Jahren kaum verändert hat.
Nähseminar 2016
Nachdem ich im Frühjahr das angekündigte Nähseminar aus Gesundheitsgründen abgesagt hatte, überrollten mich die Nähsenminare im Laufe des Sommers.
- Vom 14. bis 16. Mai (Die 3 Pfingsttage): Stapelholm (7 Mädchen bez. Frauen)
- vom 25. bis 26.Juni: Amrum (6 Frauen)
- vom 29 Oktober bis 04.11November: Föhr (7 Frauen)
Die Stapelholmer „junge“ Gruppe, die auch Mitglied im Friesenverein ist, konnte sich dank „Bingo-Lotto“ Stoffe für Röcke und Westen weben lassen und Schürzen Stoffe kaufen.
Eigentlich begann das Seminar schon im März, denn als die Tänzer für den Auftritt in Öhringen in der Bredstedter Schule übten, haben wir schon die Maße genommen und in den ersten Röcken die Falten gesteckt.
Ich habe dann zu Hause die Westenschnitte gezeichnet und die Vormodelle genäht.
Dann kamen am Pfingstsamstag 7 nähwillige „Frauen“ ; die jüngste war 14 Jahre alt,in unser Bredstedter Bürgerhaus, um mit Begeisterung die Trachten zu nähen.
4 Trachten wurden während des Seminars fertig. Inzwischen sind 6 fertig und 2 sind in Arbeit.
Wir haben uns mit den Modellen an die Art der Stapelholmer Tracht gehalten; sind aber in die gute alte Trachtennähart in der Zeit zurückgegangen.
Trachten, wenn sie richtig sitzen und aussehen sollen, müssen so genäht werden, wie es früher üblich war. Natürlich können innenliegende Nähte mit der Maschine genäht werden.Aber alle sichtbaren und wichtige Nähte werden in Handarbeit gefertigt.
Nun werden die Stapelholmer Westen mit einem eingearbeitetem Schnürleibchen verschlossen und mit den langen Schwesternnadeln zusammengesteckt. Und sie haben ein Futter aus Halbleinen.
Die Röcke sind in kleine Falten gelegt, die hinten in der Mitte zusammenstoßen. Und die Rockweite ist so verteilt, daß mindestens 2/3 der Rockweite im hinteren Bereich ist. Sie haben ein schmales Queder. Roch und Weste werden mit Haken und Ösen miteinander verbunden.
Dann sollen die Schürzen auch gefertigt werden. Ich habe Sarah nach dem Nähseminar gezeigt, wie sie die Falten der Schürze legen muß, damit sie sich dem Körper schön anpassen. Sarahs Oma wird die Schürzen der Jungen Madchen mit Hardanger Stickerei verzieren.
Nach Amrum wurde ich im Sommer gerufen. Ein Filmteam sollte kommen und auch in unserem Nähseminar filmen.
Wir haben ein ordentliches Nähseminar veranstaltet. Gefilmt haben sie auch, aber im Fernsehen war der Film schön für Amrum aber ohne uns. Aber dem Näheifer der Amrumer tat dies keinen Abbruch.
Wir hatten kein festes Thema, aber zu tun gab es genug. An Schürzen, Sliawen und Pai wurde genäht. Es wird ja nicht immer alles fertig im Nähseminar und so holt man die Sachen raus und und näht weiter daran . Ein Pai wurde von einer älteren Amrumerrin in einem früheren Seminar angefangen und jetzt haben die Tochter und die Enkelin weitergenäht.
Dann kam Föhr. Dort haben wir auch ohne festes Thema genäht. Pai, Schürzen, Sliawen und Umänderungen an Trachten. Hier waren junge Frauen,die ganz neu im Verein sind und mit der ersten Tracht (hier den Pai) angefangen hahen. Einen Dank an die Midlumer Feuerwehr, die uns den schönen Raum kostenlos zur Verfügung stellt.
Schön finde ich, dass aus allen Föhrer Gruppen Frauen zum Nähen kommen. Und ab und zu kommen einige Trachtenfrauen zu uns, um zu schauen oder und auch mal einen Kuchen bringen.
Das Schönste zuletzt. Ich werde bei allen Trachtenfrauen so herzlich aufgenommen, dass ich immer wieder gerne hinfahre um ein Seminar abzuhalten. Ich werde kostenlos untergebracht und die Ernährung übernehmen die Teilnehmer.
Im Namen aller Trachtenfrauen danke ich dem Nordfriesischen Verein, der uns diese Möglichkeit der Erhaltung des historischen Nähens ermöglicht.
Tina Staupe
Nähseminar 2016 mit Tina Staupe
Traditionspflege auf Amrum : Konzentration bei ratternden Nähmaschinen
vom 6. Juli 2016
Aus der Redaktion des Insel-Boten
Fleißige Damen: Amrumer Frauen nähen mit der Schneidermeisterin Tina Staupe Teile der Friesentracht.
Foto: kta
Generationsübergreifende Arbeit: Karin Franz, Tina Staupe und Sibylle Franz (v.l.).
Eigentlich kommt die Trachtenbeauftragte des Nordfriesischen Vereins, Schneidermeisterin Tina Staupe, in den ruhigen Wintermonaten auf die Insel, um mit den Amrumer Frauen Teile der Friesentracht zu nähen. An dieses Zeitfenster hielt sie sich in diesem Jahr nicht, kam mitten im Saisonstart und hatte viele neue Ideen und Kniffe im Gepäck.
Ein vorgegebenes Thema gab es nicht, eine Insulanerin nähte einen Pei (Unterkleid der Friesentracht), die andere eine Schürze und die nächste dann noch Sliawen (die Armteile verbunden über ein kurzes Jäckchen). Ratternde Nähmaschinen, konzentriertes Abstecken, Bügeln, Dämpfen, von Hand nähen und trennen. Hilfestellungen und Tipps bei Kaffee, Tee, Kuchen und vor allem durchweg gute Laune waren im Handarbeitsraum zu spüren.
Neben dem intensiven Arbeiten durften auch private Gespräche nicht zu kurz kommen, denn Tina Staupe kommt schon seit einigen Jahren nach Amrum, um mit den Insulanerinnen an der Friesentracht zu nähen. Gemeinsam hat man schon einige Stunden an der Nähmaschine verbracht und die Trachtenbeauftragte freut sich, dass die Beteiligung immer groß ist. „Einige haben sich schon eine ganz eigene Tracht genäht. Dass heißt, man muss nicht nur viel Geduld und Zeit haben, sondern darf auch nicht den Mut verlieren, doch die Arbeit lohnt sich“, beteuert eine Teilnehmerin ohne den Blick von der Nähmaschine zu wenden.
Sogar generationsübergreifend wird gearbeitet: Von Müttern begonnene Arbeiten werden unter Staupes Anleitung von Töchtern und dieses Mal sogar von Enkelinnen weitergeführt und vollendet. „Es ist immer wieder eine Freude, mit wie viel Leidenschaft die Frauen dabei sind, um am Ende ihr eigenes friesisches Kleidungsstück in den Händen zu halten“, berichtet Tina Staupe, die ihrerseits unter der damaligen Trachtenbeauftragten Christel Ipsen bei Nähseminaren ihr Wissen erlernt und in Dänemark erweitert hat. Viele neue Kniffe und Tricks hat sie über die Jahre jedoch selbst entwickelt, immer an alten Friesentrachten orientiert. Wie in einem Buch von Anna Hoffmann über die Entstehung der einzelnen Landestrachten beschrieben, braucht sie jedoch immer ein altes Stück der Tracht, an dem sie nachvollziehen kann, wie es damals genäht wurde. „Nur so kann ich sehen, wie es früher war, und danach weiter arbeiten“, erklärt sie und ist schon auf dem Weg, einer Teilnehmerin zu helfen. „Tina hat eine unglaubliche Ruhe und Geduld mit uns. Früher hat immer nur meine Mutter genäht und ich habe hier ohne Grundkenntnisse angefangen, doch mit Tinas Hilfe schaffen ich das und es macht wirklich Spaß, obwohl es auch eine Menge konzentrierte Arbeit ist“, lächelt Sibylle Franz und ist stolz, den angefangenen Pei ihrer Mutter selbstständig fertig zu nähen.
Die Kurse werden finanziell vom Nordfriesischen Verein unterstützt und fördern die Kunst und Tradition der Friesentracht. Zu besonderen Anlässen wie Konfirmation, Hochzeit oder Trachtentanz werden die kostbaren und schmuckvollen Kleider auch heute noch auf Amrum getragen. Und so ist es von besonderer Bedeutung, dass diese Tradition nicht nur weiter lebt und bestehen bleibt, sondern das handwerkliche Können, diese Trachten anzufertigen, weitergegeben wird.